Sie habe eine gesunde Einstellung zu ihrer Arbeit und zu dem Tod, sagt Trauerrednerin Sandra Schlegel:
„Man kann den Tod nicht wegreden oder ignorieren, denn kommen wird er immer.“ ( Foto: SCHOBER)

OFFSTEIN: Sandra Schlegel begleitet als zertifizierte Trauerrednerin Menschen auf ihrem letzten Weg

Menschen würdevoll auf ihrem letzten Weg begleiten und ihren Hinter-bliebenen Trost spenden – das hat sich Sandra Schlegel aus Offstein zur Aufgabe gemacht: Als zertifizierte Trauerrednerin gestaltet sie individuell Trauerfeiern und begleitet die Angehörigen, vom ersten Trauergespräch über die Trauerrede bis zur Grablegung und darüber hinaus. Dabei ist ihr vor allem eines wichtig: Den Menschen in den Mittelpunkt zu rücken – sowohl den Verstorbenen als auch die Hinterbliebenen.

„Mir als Trauerrednerin, überhaupt uns als Berufsgruppe, liegt es am Herzen, dass sich die Angehörigen verstanden und getragen fühlen. Sie sollen wissen, dass da jemand ist, der hilft. Die Leute können sich mit allen Fragen, die bei einem Trauerfall plötzlich auftauchen, an mich wenden. Bei einem Trauerfall geht es mir nicht um einen ´Fall´, sondern um die Menschen dahinter“, erklärt Sandra Schlegel voller Überzeugung. Und überzeugt war sie von Anfang an: „Die Idee, Trauerrednerin zu werden, hatte ich schon lange. Als eine befreundete Bestatterin bestätigte, dass es im Umkreis durchaus Bedarf an Trauerrednern gibt, stand mein Entschluss fest“.

Ihre Aufgaben als Trauerrednerin sind zwar jedes Mal die gleichen, aber doch immer wieder völlig anders – so anders, so individuell, wie wir Menschen selbst. Am Anfang steht nach einer ersten Kontaktaufnahme über den Bestatter oder die Hinterblieben-en direkt das Trauergespräch: „Wir reden über das Leben des Verstorbenen, was ihn ausgemacht hat, welche Träume er hatte. Ich gehe nicht eher nach Hause, bis ich diesen Menschen nicht irgendwie fühlen kann“, meint die 44-Jährige und fügt lachend hinzu: „Das klingt jetzt sehr esoterisch, was nicht mein Ding ist, aber es ist wirklich so: Je mehr ich den Menschen spüre, desto besser wird die Trauerrede“.

Um ein möglichst stimmiges Bild des Verstorbenen zu bekommen, hört Sandra Schlegel vor allem zu: „Vieles erfahre ich ganz von alleine im Gespräch, ich muss nur zuhören. Aus Erfahrung weiß ich, dass die Hinterbliebenen die für sie wirklich wichtigen Dinge über den Verstorbenen wiederholen. So kann ich heraushören, worauf es ankommt“. Eine emotionale Angelegenheit für alle Beteiligten: Oft kämen auch Erinnerungen an fröhliche Erlebnisse und Anekdoten auf den Tisch, sodass sich manches Mal auch ein kleines Schmunzeln unter die Tränen mischt. Schon auf der Fahrt nach Hause, entwickelt Sandra Schlegel ein Gespür für den Menschen und die Trauerrede, die sie in ihrem Büro nach einem gewissen Ritual individuell verfasst: „Bevor ich zu schreiben beginne, zünde ich zwei Kerzen für den Verstorbenen an: eine für sein Leben und eine für seinen Tod. Musik ist für mich auch wichtig. Es kann schon mal passieren, dass ich beim Schreiben ein paar Tränchen vergieße“.

Damit kommt Sandra Schlegel aber gut klar: Sie ruhe sehr in sich selbst und sei ein ausgeglichener Mensch. Trauerrednerin zu sein, sei auch eher Berufung als Beruf. Wenn Kopf und Seele dann doch einmal zu „voll“ sind, geht sie gerne Joggen oder liest ein schönes Buch. Alles in allem hat sie eine gesunde Einstellung zu ihrer Arbeit und dem Tod: „Man kann den Tod nicht wegreden oder ignorieren, denn kommen wird er immer. Bei jedem einzelnen, irgendwann“. Für die Hinterbliebenen, die ihren Weg in den Alltag trotz Verlust eines geliebten Menschen wiederfinden müssen, möchte Sandra Schlegel vor allem eines: „Trost und Zuversicht spenden. Das ist ganz wichtig, vor allem am Grab im Moment des Loslassens. Da versuche ich, etwas von der Schwere des Augenblickes zu nehmen, damit die Angehörigen zumindest mit ein wenig Hoffnung in die Zukunft blicken und weitermachen können“. (kcs)

Quelle: RheinPfalz:
http://www.rheinpfalz.de/lokal/kirchheimbolanden/artikel/trost-und-zuversicht-spenden